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last update: 02.04.2009

Mo

Mo heißt eigentlich “Happy End of the Living Spots” und lebt in Bad Arolsen bei Maja Bunse. Dort begleitet sie ihr Frauchen, welche Erzieherin im “Internat für Körper-, Sprach- und geistig behinderte Kinder” ist, tagtäglich zur Arbeit - eine Arbeit mit zum Teil schwerstbehinderten Kindern. Der Name “Mo” sollte auch sprachbehinderten Kindern ermöglichen, “ihren” Begleithund rufen zu können.

Maja hat über die Ausbildung von Mo zum Therapiehund und ihre tägliche Arbeit einen kleinen Bericht verfasst, den wir hier gern veröffentlichen wollen. Vorab sei schon gesagt, dass wir mächtig stolz darauf sind, was die beiden (Maja und Mo) leisten. Zugleich zeigt der Bericht, dass Dalmatiner nicht nur schön sind :-), sondern - wenn sie über ein entsprechendes Wesen verfügen - auch tolle Arbeit in sozialen Bereichen verrichten.

Therapiehund “Mo”

Seit Mo vier Monate alt ist, begleitet sie mich bei meiner Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen.

Zuerst lief sie mit. Sie lernte Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen kennen und fand es so schon als Welpe völlig normal, dass sich manche Menschen im Rollstuhl oder an Gehstützen fortbewegen. An auffällige Gangbilder, ungewöhnliche Bewegungsabläufe gewöhnte sie sich genauso, wie an lautes Sprechen und sogar Schreien.

Mittlerweile sind Mo und ich ein nach den Leitsätzen des TBD e.V. ausgebildetes und geprüftes Pädagogik-/Therapiebegleithundteam.

Während der Ausbildung nahmen Mo und ich, verteilt über zwei Jahre, an vier Ausbildungsblöcken mit jeweils 18 bis 48 Unterrichtseinheiten teil. Es wurde theoretisches Wissen mit Inhalten, wie

-Anatomie, Psychologie und Physiologie des Hundes
-therapeutisch-pädagogische Einführung in den Therapiebegleithund-Einsatz
-Grundlagen der Hundeerziehung
-Voraussetzung für den Therapiebegleithund-Einsatz
-Entwicklungsphasen des Hundes
-Verhaltensformung usw.

vermittelt. Im praktischen Teil der Ausbildung wurde individuell mit jedem Hund und Hundeführer gearbeitet. Schwerpunkte waren der Grundgehorsam, Verlässlichkeit und die Beziehung zwischen Hundeführer und seinem Hund. Beispielsweise wurde Mo allein in einem Raum platziert, in den plötzlich ein Fremder von massiver Erscheinung eindrang, Mo an der Rute zog, komische Geräusche von sich gab, sie kniff und schubste. Dies alles erduldete Mo ohne Angst und ohne Aggression....so wie es in der praktischen Tätigkeit als Therapiehund auch erforderlich ist.

Während der gesamten zwei Jahre wurde das, in den Seminaren, vermittelte Wissen zu Hause umgesetzt und geübt. Regelmäßige Besuche der Hundeschule standen und stehen genauso auf dem Plan, wie das Verfolgen der Ausbildungsziele im unmittelbaren Umgang mit den behinderten und verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen des Internates, in dem ich als Erzieherin und Gruppenleiterin arbeite.

Im August haben  Mo und ich die Prüfung in allen drei Bereichen – schriftliche Prüfung, praktische Prüfung und Videodokumentation - erfolgreich abgelegt.

Damit erhielten wir die Anerkennung des TBD e.V. (Berufsverband Therapiebegleithunde Deutschland e.V.), sowie die Erlaubnis, nach den Richtlinien des TBD e.V. als Pädagogik-/Therapiebegleithundteam tiergestützt zu arbeiten.

Mit zunehmendem Ausbildungsstand veränderten sich auch Mos Aufgaben im Internat. Weg vom Hund, der oft in der Gruppe einfach „nur“ dabei war, hin zum Hund, der gezielt zum Einsatz kommt. Bei diesen gezielten Einsätzen arbeitet Mo konzentriert und hat danach ihre wohlverdienten Ruhephasen auch nötig.

Die Schwerpunkte im Einsatz des Therapiebegleithundes liegen sowohl in gruppenpädagogischen als auch in individualpädagogischen Bereichen. Mos Einsatzgebiete in der Gruppe sind sehr vielseitig. Nachfolgend möchte ich einige von ihnen aufzeigen.

 

Entspannung

Um den Kindern beim Entspannen und Abschalten zu helfen, liegt Mo ganz nah bei ihnen. Wenn es nötig ist, liegt sie so neben dem Kind, dass Beine oder Arme auf ihr gelagert werden können. Auch als Kopfkissen macht sie eine gute Figur.

Die Kinder konzentrieren sich ganz auf den Hund, hören und fühlen Mos Herzschlag und können die Körpernähe, Wärme und Atmung spüren. Aus Rücksicht auf den Hund fällt es den Kindern leichter sich ruhig zu verhalten.

 

Motivation

Viele unserer Kinder haben kaum Bezug zur Natur. Gerade für Menschen mit Behinderung ist es oft sehr unbequem und anstrengend sich zu bewegen. Mo leistet hier enorme Motivationshilfe. Mit dem Hund zu gehen, macht Spaß und lenkt von der Anstrengung ab.

Nicht nur beim Spazierengehen motiviert Mo zu Bewegung. Auch wenn mit ihr gespielt wird, üben die Kinder die verschiedensten Bewegungsabläufe. Bei Zerrspielen bauen sie Körperspannung auf

Kinder mit Koordinationsproblemen üben zum Beispiel, wenn sie Mo eine „Acht“ durch die Beine laufen lassen.

  

Auch zum Erledigen der Hausaufgaben motiviert der Hund. So können die Kinder mit jeder erledigten Aufgabe Leckerlis für Mo verdienen. Im Anschluss an die Hausaufgaben arbeitet Mo dann für die Kinder, indem sie Tricks und Kunststücke für die Kinder macht und mit den verdienten Leckerlis belohnt wird.

Beim Anleinen sind auch Kinder mit feinmotorischen Problemen sehr motiviert und probieren so lange, bis sie es geschafft haben den Haken der Leine am Halsband von Mo zu befestigen.

 

Verantwortung übernehmen

Die tiergestützte Pädagogik bietet durch Übertragung von Verantwortung in einzelnen Bereichen der Versorgung und Pflege die Möglichkeit, das Verantwortungsbewusstsein der Kinder zu entwickeln und zu stärken. Unterstützt durch einen Plan sind die Kinder mit dafür verantwortlich, dass Mo regelmäßig spazieren geführt wird und Futter bekommt.

Auch die Fellpflege kommt nicht zu kurz. Mo lässt diese Aktivitäten nicht nur still über sich ergehen, sondern beteiligt sich aktiv und gibt zu verstehen, dass sie den intensiven Körperkontakt genießt.

 

Konsequenz lernen

In der Tiergestützten Pädagogik haben Kinder die Möglichkeit einem Hund Tricks und Kunststücke beizubringen, dabei wechseln sie aus der Rolle des Schülers in die Rolle des Lehrenden und machen dabei ganz neue Erfahrungen. Damit Tricks und Kunststücke gelingen müssen Regeln konsequent aufgestellt und umgesetzt werden. Beim Üben mit Mo lernen die Kinder Körpersprache deutlich einzusetzen (Mo kennt zu jedem Wortkommando auch ein Sichtzeichen).

Wenn sie dann auch tatsächlich das tut, wozu sie vom Kind aufgefordert wurde, ist das eine tolle Bestätigung für das Selbstbewusstsein der Kinder. 

Zur Zeit beherrscht Mo 26 Signale.

 

Ausblick

In ihrer Arbeit als Therapiebegleithund wird Mo immer weiter hinzulernen und auch ihr Arbeitsfeld wird sich erweitern. Zukünftig wird sie zum Beispiel bei einer übergrupplichen Entspannungsgruppe dabei sein und auch die ein oder andere Unterrichtseinheit der angegliederten Schule begleiten.


 

In der Zwischenzeit wünschen wir Mo immer wieder schöne “Entspannungseinheiten”
- z. B. an der Nordsee.... ;-).